Der italienische Außenminister Antonio Tajani erklärte heute, Donnerstag, dass sein Land offen für Gespräche über die Verhängung von Handelssanktionen gegen Israel im Rahmen der Europäischen Union sei, vorausgesetzt, dass diese Sanktionen die Zivilbevölkerung nicht beeinträchtigen, angesichts der zunehmenden internationalen Kritik an den israelischen Militäraktionen im Gazastreifen.
In einer Rede vor dem italienischen Senat sagte Tajani:
"Wir unterstützen die Verhängung von Sanktionen gegen israelische Minister, die inakzeptable Positionen gegenüber den Palästinensern im Gazastreifen und im Westjordanland vertreten."
Er fügte hinzu, dass die italienische Regierung die Idee einer entschlossenen europäischen Antwort auf das israelische Verhalten, das gegen das Völkerrecht und die Menschenrechte verstößt, unterstützt.
* Die Europäische Union prüft umfassende Maßnahmen
Die italienische Position steht im Einklang mit fortgeschrittenen europäischen Vorschlägen, die von der Europäischen Kommission vorgelegt wurden und die die Aussetzung der Handelspräferenzen für Israel im Rahmen des europäischen Partnerschaftsabkommens umfassen.
Schätzungen zufolge betreffen diese Privilegien etwa ein Drittel der israelischen Exporte in die EU-Staaten, was diese Entscheidung - falls sie umgesetzt wird - zu einer weitreichenden wirtschaftlichen Auswirkung machen könnte.
In diesem Zusammenhang sagte Kaja Kallas, die Hohe Vertreterin für Außen- und Sicherheitspolitik der EU, in ihren Äußerungen am Mittwoch:
"Wir sind uns alle einig, dass die Situation im Gazastreifen in die falsche Richtung geht."
Sie fügte hinzu: "Wir schlagen Maßnahmen vor, nicht um Israel oder sein Volk zu bestrafen, sondern um Druck auf die Regierung auszuüben, um den Krieg und das menschliche Leid zu beenden und die Gefangenen freizulassen."
* Menschenrechtsverletzungen
Nach einer internen Überprüfung der EU stellen die israelischen Maßnahmen im Gazastreifen und im Westjordanland einen Verstoß gegen das europäische Partnerschaftsabkommen dar, das beide Parteien verpflichtet, die Menschenrechte zu respektieren.
Infolgedessen empfahl die Kommission, Sanktionen gegen eine Reihe von israelischen Beamten und Siedlern sowie gegen mehrere Führer der Hamas zu verhängen.
Die vorgeschlagenen Sanktionen umfassen die Einfrierung von Vermögenswerten der betroffenen Personen innerhalb der EU und deren Einreiseverbot, und die prominentesten Ziele der Sanktionen sind:
• Der israelische Minister für nationale Sicherheit Itamar Ben Gvir
• Der Finanzminister Bezalel Smotrich
• Zehn Führer der Hamas
• Eine Reihe von israelischen Siedlern, die an Gewalttaten beteiligt sind
* Geteilte Haltung innerhalb der Europäischen Union
Trotz des zunehmenden Drucks für den Vorschlag bleibt die Möglichkeit, diese Sanktionen durchzusetzen, fraglich, da die Aussetzung der Handelsprivilegien für Israel die Zustimmung von mindestens 15 Mitgliedstaaten erfordert, die 65% der Bevölkerung der EU repräsentieren.
Während einige Länder, darunter Italien, diese Schritte unterstützen, lehnen andere, allen voran Deutschland, sie vehement ab.
Frühere Versuche, die Finanzierung gemeinsamer Forschungsprojekte mit Israel auszusetzen, konnten nicht genügend Unterstützung gewinnen.
* Israel droht mit Gegenmaßnahmen
Seinerseits reagierte der israelische Außenminister Gideon Sa'ar auf diese Entwicklungen und drohte mit Gegenmaßnahmen.
Er sagte in einer Erklärung des israelischen Außenministeriums am Mittwoch:
"Wenn die EU restriktive Maßnahmen gegen Israel verhängt, wird Israel angemessen reagieren", und warnte, dass "solche Maßnahmen die Interessen Europas selbst schädigen werden".
* Handelsbeziehungen auf der Kippe
Es ist erwähnenswert, dass die EU der größte Handelspartner Israels ist, wobei der bilaterale Handel etwa ein Drittel des Volumens des israelischen Außenhandels ausmacht, was den erheblichen Einfluss möglicher wirtschaftlicher Sanktionen auf Tel Aviv widerspiegelt.
* Das große Bild :
Die neue italienische Position spiegelt einen Wandel in den Haltungen einiger europäischer Länder gegenüber dem israelisch-palästinensischen Konflikt wider, da mehrere europäische Hauptstädte versuchen, den Druck auf die Netanjahu-Regierung zu erhöhen, um die Militäraktionen im Gazastreifen zu stoppen.
Doch die größte Herausforderung bleibt, die Haltung innerhalb der EU zu vereinheitlichen, da die Länder zwischen Befürwortern und Gegnern von Sanktionen gespalten sind, um die gemeinsamen politischen und wirtschaftlichen Interessen zu wahren.