In einem als historisch beschriebenen Moment hat der äthiopische Premierminister Abiy Ahmed heute, am Dienstag, den offiziellen Betrieb des Grand Ethiopian Renaissance Dam eröffnet und die Vollständigkeit eines Projekts bekannt gegeben, das mehr als 14 Jahre Planung und Bau in Anspruch genommen hat und über all die Jahre ein zentraler Streitpunkt zwischen Äthiopien auf der einen Seite und Ägypten und Sudan auf der anderen Seite war.
* Der Grand Ethiopian Renaissance Dam wird zur Realität
Der Damm befindet sich am Blauen Nil, einem der wichtigsten Zuflüsse des Nils, und die Gesamtkosten belaufen sich auf etwa 5 Milliarden Dollar.
Dieses Projekt gilt als Eckpfeiler der ehrgeizigen Pläne Äthiopiens zur wirtschaftlichen Entwicklung, da das Land bestrebt ist, ein regionales Zentrum für die Erzeugung und den Export von Elektrizität zu werden.
Mit der offiziellen Eröffnung des Damms heute tritt das Projekt in die Phase des vollständigen Betriebs ein, mit dem Endziel, 5150 Megawatt Strom zu produzieren, im Vergleich zu 750 Megawatt, die derzeit von zwei in früheren Phasen in Betrieb genommenen Turbinen erzeugt werden.
* Beruhigende Botschaft aus Addis Abeba
In seiner Rede während der Eröffnungszeremonie betonte Abiy Ahmed erneut, dass der Grand Ethiopian Renaissance Dam "keine Bedrohung für irgendeine Partei" sei, sondern "eine gemeinsame Chance für Entwicklung und Zusammenarbeit". Er fügte hinzu:
"Wir nutzen nur einen begrenzten Teil unserer Wasserressourcen und haben nicht das genommen, was uns nicht gehört. Der Damm wird Ägypten oder Sudan nicht schaden, sondern zur Stabilität der Region durch gemeinsame Entwicklung beitragen."
* Eine Krise, die nicht vollständig gelöst ist
Obwohl die Bauarbeiten offiziell abgeschlossen sind, bleibt die politische und technische Debatte über den Damm bestehen, da die drei Länder (Ägypten, Sudan, Äthiopien) keinen verbindlichen Vertrag über die Auffüllung und den Betrieb des Damms erzielen konnten, trotz vieler Jahre der Verhandlungen unter regionaler und internationaler Vermittlung.
* Die Bedeutung des Nils für Ägypten und Sudan
Ägypten ist nahezu vollständig auf das Wasser des Nils angewiesen, dessen Wasserressourcen auf etwa 60 Milliarden Kubikmeter pro Jahr geschätzt werden, von denen 55,5 Milliarden Kubikmeter (etwa 90%) aus dem Nil stammen.
Dieses Wasser ist die Lebensader für Ägypten, das mit einem zunehmenden Wassermangel konfrontiert ist.
Sudan hingegen hat Wasserressourcen von etwa 38 Milliarden Kubikmetern pro Jahr, davon 18,5 Milliarden aus dem Blauen Nil, während der Rest aus anderen Flüssen, Überschwemmungen und Grundwasser stammt.
* Vollständige lokale Finanzierung
Äthiopien rühmt sich, dass das Projekt des Grand Ethiopian Renaissance Dam vollständig aus inländischen Quellen finanziert wurde, wobei die äthiopische Zentralbank bekannt gab, dass 91% der Projektkosten durch inländische Staatskredite bereitgestellt wurden, während das äthiopische Volk 9% durch den Kauf von Anleihen und Spenden beigetragen hat, ohne jegliche externe finanzielle Unterstützung.
* Zukunft der Elektrizität und Entwicklung
Abiy Ahmed sagte, dass die vom Damm erzeugte Energie zur Erweiterung des Stromnetzes im Land genutzt werden soll und der Überschuss an benachbarte Länder exportiert wird, was den regionalen Integrationsprozess in Ostafrika unterstützt.
"Der Grand Ethiopian Renaissance Dam ist eine Quelle für Energie und Wachstum, nicht nur für Äthiopien, sondern für die gesamte Region", so seine Aussage vor dem äthiopischen Parlament im vergangenen Juli.
Die Eröffnung des Grand Ethiopian Renaissance Dam heute schließt ein Kapitel des langen Bauens, öffnet jedoch nicht die Tür zu Spannungen zwischen den drei Ländern.
Die Frage bleibt: Ist der Damm der Beginn einer konstruktiven Partnerschaft im Fluss ... oder eine Fortsetzung des strategischen Kampfes um Wasser in einer der bedürftigsten Regionen der Welt?